Estnische Weihnachtsgeschichten
Auf der Pulga Farm erfahren wir Neuigkeiten von Verwandten,
die seit 1880 weit weg in Russland leben. Da wird Weihnacht wie üblich gefeiert
mit frischem Stroh auf dem Boden, verschiedenen Spielen und einem grossen
Schmaus!
hübscher Baumschmuck aus Stroh |
Hoch her geht es auf der Nuki Farm! Die Bewohner haben
Deutsche Häuser während der Revolution von 1905 geplündert und schauen sich nun
voller Neugierde die Beute an!
Die Hausherrin auf der Aarte Farm lebt an der Nordküste von
Estland. Die hiesigen Fischer sind nahe an Finnland. Mit ihren leichten Booten
schmuggeln sie Schnaps nach Finnland, der dort in dieser Zeit verboten war, ein
blühendes, aber gefährliches Geschäft. Sie ist froh, ihren Sohn an Weihnachten
1922 wieder wohlbehalten zurück zu haben.
Die alten Häuser sind ohne Kamin der Rauch entweicht durch die Türe |
Weihnachtsspiele im Stroh |
Sie erklärt dem Jungen, wie sie Würste herstellt |
zufrieden wird die Beute begutachtet |
die Festtafel mit Schweinskopf |
probieren geht über studieren |
Handmühle vor dem Speicher |
Der Hausherr ist ein Veteran vom Estnischen
Unabhängigkeitskrieg und erhielt in den 1920ern sein Land zurück.
vor der Schule |
Die Lehrerinnen in der Kuie Schule sind sehr angespannt.
Sie müssen mit der neuen Wirklichkeit klarkommen und ihre
Schüler ab sofort in Russisch und Kyrillisch unterrichten! Doch die schönen
Weihnachtslieder, begleitet auf dem Harmonium werden in Estnisch
gesungen... O Jöulupuu!
ein Dorfladen wie aus dem Bilderbuch |
ein Griff... |
In schönstem Estnisch, begleitet mit Mimik und Gestik werden
uns diese Geschichten im Freilichtmuseum vorgespielt.
Sie veranschaulichen, wie wechselhaft die Geschichte Estlands war.
Kaum hatte sich das kleine Land von einem Besetzer befreit, stand der nächste
wieder vor der Türe und kommandierte für die nächsten Jahre oder Jahrzehnte.
Das prägt! Die Esten sind sehr nationalbewusst und lieben
ihre melodiöse, vokalreiche Sprache. Jeweils im Sommer veranstalten sie ein
grosses Sängerfest mit Gesang, Tanz und natürlich reichhaltigem Essen und viel
Alkohol.
Das heutige Estland, nach 21 Jahren Unabhängigkeit,
präsentiert sich als moderner Kleinstaat mit EU Mitgliedschaft und Euro als
Landeswährung. Die Esten fühlen sich, auch bedingt durch die ähnliche Sprache,
dem nördlichen Nachbarn, den Finnen näher wie den südlichen Nachbarn, den
Balten.
Das Internet ist allgegenwärtig, ein kostenloses WIFI
garantiert. Schon kleine Knirpse sprechen uns auf Englisch an! Die Kehrseite
der Medaille ist, dass die Kinder auf den Computer fixiert sind, wir hören
Klagen von Eltern, dass es SEHR
schwierig sei, die Kinder vom Computer wegzulocken, sie zu Aktivitäten draussen
zu animieren....
Und in der Tat, viele Kinder sehen blass aus.
Weihnachten wird auch heute traditionell mit der Familie
gefeiert, am liebsten im Sommerhäuschen auf einer kleinen Insel. Draussen wird
Fleisch auf dem Grill gebraten, drinnen wird gefeiert, geschwatzt und gesungen
– und natürlich fehlen auch die Geschenke nicht.
Die öffentliche Weihnachtsdekoration auf den Strassen ist
noch bescheiden, die Einkaufszentren sind dezent geschmückt.
Die wirtschaftliche Krise hat auch vor Estland nicht Halt
gemacht. Die Treibstoffpreise sind enorm, die Lebenshaltungskosten, verglichen
zu den bescheidenen Löhnen auch, für die meisten Esten ist eisernes Sparen angesagt.
Die Strassen sind rund um die Hauptstadt sind recht gut
ausgebaut, im Moment bewegen sich noch sehr wenige Fahrzeuge auf diesen
Verkehrsadern. Stau ist für die Esten, auch im Feierabendverkehr, ein
Fremdwort. Das Fahrverhalten ist sehr diszipliniert. Kaum nähert sich ein
Fussgänger dem Strassenrand, wird vorsorglich angehalten, um ihm das Überqueren
der Strasse zu ermöglichen.
Das Meer im Winterkleid. Eiszapfen am Strand begleiten unseren täglichen Spaziergang.
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