Küchenschwatz
Beladen mit unserem Abwaschbecken inkl. Geschirr versuche
ich, die Klinke herunter zu drücken. Gleich wird hilfreich von innen die Türe
geöffnet und mit einem fröhlichen „Hej“ hereingebeten. Mmmm es riecht fein. Der
nicht mehr junge Mann ist dabei, Rinds- und Kalbsfilets zu präparieren. 5 Stück
für einen einzelnen?
Während er mit den Gewürzen hantiert und ein Filet nach dem
andern im Ofen verschwindet erzählt er, warum er in der allgemeinen Küche des
Campings Ängby in Stockholm steht.
Während Jahren lebte er in einem Haus in Stockholm mit Frau
und drei Kindern. Ein Sommerhaus auf einer hübschen Insel, ein guter Job, in
der Freizeit mit Jugendlichen Basketball trainiert. Vor knapp zwei Jahren kam für
ihn der grosse Umbruch! Die Scheidung von seiner Frau, der Auszug, keine
Wohngelegenheit in Stockholm. So tauschte er sein Sommerhaus auf der Insel mit
dem Wohnwagen und wohnt seither auf dem Campingplatz. Er wirkt eigentlich ganz
zufrieden mit seinem Los.
Nie hätte er früher gekocht und nun lernen müssen, da er das
„Fertigfutter“ überhaupt nicht schätze. Nun koche er für die Woche vor, damit
er was Gutes auf die Arbeit mitnehmen kann!
Sein Wunsch: Er wolle wieder mit dem Training von
Jugendlichen anfangen. Nun mit Golfstunden. Eine Wohnung in Stockholm zu
finden, was beinahe ein Ding der Unmöglichkeit ist. Mit einem Lachen sagt er: „eigentlich
habe ich genügend Platz in meinem Wohnwagen, was brauche ich noch mehr!?“
Ein weiterer kommt in die Küche, schwatzt eine Runde und
verschwindet wieder in der Kälte . Auch ich verabschiede mich und lasse den
Gourmetkoch weiter werken.
Er ist nicht der einzige ständige Campingbewohner. In rund
15 Wohnwagen brennt Licht. Die Mehrheit der Bewohner sind ältere Männer. Welches Schicksal sie hierhin verschlagen
hat, entzieht sich unserer Kenntnis.
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