Spiel der Gezeiten

 


 

Jedes Mal, wenn wir zum gri-gri Fenster hinausschauen, sieht die Landschaft anders aus.

Eine neue Steinformation ist sichtbar, eine Sandbank erhebt sich aus dem Wasser, selbst wenn wir einen Punkt ins Auge fassen und geduldig anschauen ist die Veränderung sichtbar!

 

Dieses Naturspektakel lässt sich besonders gut in der Fundy Bay beobachten. Der Tidenhub ist hier viel höher, als an der übrigen Küste.

 

Schon vor 2 ½ Jahren haben wir auf der gegenüberliegenden Seite Halls Harbour besucht und bei Ebbe die Schiffe im Hafen fotografiert. Damals waren wir auf Tagesausflügen unterwegs und konnten uns nicht stundenlang am Ufer niederlassen.

 

Aber jetzt können wir dies; erst noch von einem Logenplatz aus! Wir befinden uns über dem Hafen von Alma, gleich hinter dem Eingang in den Fundy National Park und dürfen den Platz mit Aussicht auf die Bucht einnehmen.

Gemäss Gezeitentabelle ist um 8.30 Ebbe. So fahren wir (wie Kanadier) die paar hundert Meter an den Hafen hinunter. Es windet dermassen rauh und kalt, dass beim Auslöser drücken für die Fotos der Finger beinahe anfriert…..

 

Im Hafen stehen die Schiffe auf dem Grund. Damit sie nicht kippen, sind sie mit einer speziellen Vorrichtung, einem Ständer gesichert.

 

Blitzschnell wieseln wir durch den Hafen, machen die Fotos und steigen rasch wieder in’s warme gri-gri. Dann steuern wir wieder unseren Aussichtsposten an.

 

Die nächsten Stunden beobachten wir gebannt die Szenerie. Die Natur in stetem Wandel!

Um 8.30 Uhr sehen wir ein grosses Delta, geteilt durch den Fluss, der zum Meer fliesst.

 

6 Stunden später sind wir erneut am Hafen. Die Schiffe tümpeln in den Fluten, das Meer hat hinter der Brücke einen kleinen See gebildet.

 

Um 14.30 Uhr sehen wir eine mit Wasser gefüllte Bucht, nur noch die Hafenmauer ist sichtbar. Kein Fluss ist mehr erkennbar.

Die Flut drückt sogar den Fluss zurück ins Landesinnere, für kurze Zeit fliesst er aufwärts.

 

Aber kaum auf dem Höhepunkt, senkt sich der Wasserspiegel wieder, das Spiel beginnt von neuem!

 

Bei unserer Beobachtung war der Tidenhub relativ bescheiden, gute 6 Meter. (Immerhin die doppelte Höhe vom gri-gri!) Je nach Mondstand verändert sich die Höhe des Tidenhubs.

Der Tidenhub in der Fundy Bay ist bei normalem Hochwasser rund 13 Meter, bei Springflut 16 Meter. Für die Chigneto Bucht, woran Alma liegt, sind die Werte rund 1,5 Meter geringer.

Verstärkt durch einen Sturm wurde im Jahr 1869 sogar eine Höhe von 21,6 Metern gemessen.

Einhundertsechzig Milliarden m3 - so viel Wasser fließt zweimal täglich in die Bay of Fundy hinein und wieder hinaus!

 

 

Eine zweite Beobachtung von Gezeitenwechsel haben wir am Fancy Point gemacht.

Dort haben wir nach der Furt zwischen einem See, einer Lagune und dem Meer campiert.

Das Meer hören wir nur von Ferne, im Laufe der Zeit hat sich eine riesige Geröllaufschüttung gebildet, dahinter rauschen nun die Wellen ans Ufer.

 

Der See wird von einem Fluss gespeist, welcher bei der Furt in den niedriger gelegenen Lagunenteil abfliesst.

Als wir ankommen entleert sich der See rapide und sichtbar. Auf der Lagunenseite sind überall Tümpel und Ansammlungen von Algen sichtbar.

Dann beginnt sich die Lagune mit der Flut zu füllen, aber noch immer fliesst der See ab.

Erst als die Lagune auf Höchststand ist, übersteigt dies den Wasserspiegel des Sees.

Die Furt wird überflutet, der See füllt sich sehr schnell.

Er geht erst wieder zurück, als sich der Wasserstand der Lagune wieder genügend gesenkt hat. Diese Verzögerungen waren interessant zu beobachten, sowieso für uns Landratten!

In der Nacht hören wir die Wellen gegen das Geröllufer donnern.

Am Morgen sehen wir an den Algenablagerungen, dass die Flut viel höher war, als am Vortag. So haben wir Geduld, bis sich der See wieder soweit geleert hat, dass wir die Furt passieren können…

 

 

Ebbe im Hafen von Alma



 

Flut im Hafen von Alma


Gut ist der Ständer zu sehen, der das Kippen der Boote verhindert



Bei Flut tümpeln die Boote normal im Wasser

 
noch ein Beispiel bei Ebbe






 
    
und diesselben Boote bei Flut
 
Aussicht auf das Delta bei Ebbe, der Fluss fliesst träge dahin
 

bei Flut eine Wasser gefüllte Bucht, eben fährt ein Boot in den Hafen


unser Aussichtspunkt über der Bucht

die Gezeitentabelle von Alma

Sicht über die Fundy Bay





Halls Harbour bei Ebbe 2019




der Fluss ist ein kleines Rinnsal


das Meer scheint weit entfernt


die Gezeiten in Halls Harbour Dez. 2021


wir sind nochmals in Halls Harbour vorbeigefahren; bei Flut natürlich!


   
der Hafen wirkt um vieles grösser




in der Mündung beim Walton River bei Ebbe, ein kaputter Steg, ganz klein winkt Robi am Flussufer...


Der verfallene Steg ist im Trockenen


der verfallene Steg ist bis zum Betonklotz geflutet


Karte vom Fancy Point beim blauen Marker haben wir campiert




die Furt bei Ebbe, der See entleert sich in die Lagune




Furt bei Flut, die Lagune lässt den Seespiegel steigen



In der Lagune herrscht Ebbe, der See fliesst ab




Die Lagune bei Ebbe




Die natürliche Geröllaufschüttung schirmt das Meer gegen die Lagune und See ab


Der See bei niedrigem Wasserstand




Der See bei hohem Wasserstand

Abschied von Fancy Point, im Hintergrund sieht die Geröllaufschüttung wie ein künstlicher Damm aus



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