Ein Schweizer Architekt erschafft Weltkulturerbe in Bolivien

 

 



 

 

In den Jahren zwischen 1696 und 1790 gründeten Jesuiten im Gebiet Chiquitania, im Tiefland von Bolivien, einem Gebiet sechsmal so gross wie die Schweiz, mehrere Siedlungen für die zum Christentum missionierten Ureinwohner, die sogenannten Jesuitenreduktionen.

Christliche Architektur aus Europa vermischte sich mit der traditionellen, einheimischen Bauweise zu einem eigenen Stil. Ein Grossteil der Kirchen wurde vom Schweizer Jesuiten Martin Schmid konzipiert. Daneben war Martin Schmid passionierter Musiker und komponierte Musikstücke für die Jesuitenreduktionen.

 

Jahrhunderte später, die Jesuitenmissionen sind längst aufgegeben, die Gebäude am verfallen, wird ein Schweizer Jesuitenpater, der neben Philosophie und Theologie auch Architektur an der ETH studiert hat, nach Bolivien geschickt. Er hat die Aufgabe, die Jesuitenkirchen zu restaurieren. Hans Roth kommt 1972 in Concepción an. Er sollte für 6 Monate hier arbeiten – und er ist für immer geblieben. 1976 lernte er eine Krankenschwester kennen und lieben, die für Terre des Hommes hier arbeitete, trat aus dem Orden aus und gründete mit Heidi Schmidt eine Familie.

Trotzdem arbeitete er am Projekt der Kirchensanierung weiter. Unermüdlich reiste er von einer Baustelle zur andern, überwand enorme Distanzen unter harten klimatischen Bedingungen. Daneben plante er auch Neubauten und realisierte Lehrwerkstätten und Wohnungen.

Während seiner Renovationsarbeiten fand er Noten von Chorwerken und Messen, geschrieben vom Jesuiten Martin Schmid. Eine Sensation, auf das musikalische Erbe der Jesuiten gestossen zu sein!

 

 

Seit 1990 sind sechs der aufwändig restaurierten Kirchen Weltkulturerbe. Bis ins Detail getreu nach den alten Mustern sind die Gebäude wieder instand gestellt worden. Zum Beispiel zeugen die wunderschönen Holzsäulen von der tollen Zusammenarbeit zwischen dem Schweizer Architekten und den einheimischen Handwerkern. 1999 stirbt Hans Roth 65- jährig und hinterlässt diese architektonischen Perlen.

 

An einem verregneten Morgen erreichen wir Concepción und lesen, dass das Museum und die Kirche erst am Nachmittag geöffnet sind. Deshalb schauen wir uns erst mal die Nebengebäude an, wandeln unter den überdachten Lauben und sehen uns die Häuser von aussen an.

Danach öffnet das Museum seine Pforten und wir dürfen schlussendlich in die Kirche eintreten. Ganz alleine sind wir und können uns in Ruhe umschauen.

Auch der Prunk und die Pracht der Inneneinrichtung zeugt von der Wichtigkeit der damaligen Jesuiten Missionen.

 

Ohne die beiden Schweizer, den Jesuiten Martin Schmid, ein Mitbegründer der Jesuitenreduktionen und dem Architekten Hans Roth, würden wir nicht hier stehen, die grosszügigen Dimensionen der Gebäude bewundern und den ausgefallenen Glockenturm bestaunen.

Wir spazieren durch den grosszügigen Innenhof neben der Kirche, erfreuen uns am satten Grün, den farbigen Pflanzen und versuchen uns vorzustellen, wie es war, damals.

Mehr als zufrieden sind wir mit dem Heute und Jetzt und verlassen die imposante Stätte.



eines der hübschen Häuser der ehemaligen Jesuitenreduktion



in einem von ihnen ist das Museum untergebracht




der Plan von einem idealen Dorf für die bekehrten Indigenen




der Priester mit den indigenen Gläubigen





der Zustrom der Bevölkerung war gross



die Ausstellung der kirchlichen Symbole ist vielseitig



Apostel, Heilige und kunstvoll geschnitze Bogen und Balustraden




verschiedene Kreuze mit Christus Figuren





hier ist ein wackerer Streiter für den Glauben dargestellt




Die Grösse der Ausstellung ist beeindruckend




Mit dieser Urkunde erhielt ein deutscher Bischof das Ehrenbürgerrecht für seine Verdienste in der Mission




Die Geschichte der jahrelangen Renovation der Kirchen nimmt einen grossen Platz ein



Infotafel zur Kirche in Concepción




zum Bild vom Architekten, Hans Roth wird gesagt:


Hans Roth wollte immer Teil seines Arbeitsteams sein und es wurde ihm tatsächlich ein

grosser Raum neben der Sakristei als Wohn- und Arbeitsplatz eingerichtet.

Hier plante Hans Roth viele Tage und Nächte lang alle Einzelheiten der Restaurierungsarbeiten, 
von hier aus führte er seine täglichen Rundgänge für die Arbeiten und für die anderen 
Arbeits- und Produktionsabteilungen durch, die für die Renovationsarbeiten 
im Dienst des Jesuitenordens standen.



Eine der vielen Holzsäulen wird vermessen und bearbeitet



Die Kirche und der Glockenturm während den Renovationsarbeiten



für diese Uhr ist die Zeit abgelaufen!



sogar der Papst würdigt die Arbeit von Hans Roth




aber auch der Jesuitenorden bedankt sich bei vielen Beteiligten



dieses aussagekräftige Bild stammt aus der Feder von Hans Roth




ein ansprechend gestalteter Innenhof im Museum




in einem weiteren Hof steht diese Zuckerrohrpresse




die heutige Fassade der Kirche in Concepción




der aussergewöhnliche Glockenturm




der Blick durch das Kirchenschiff auf den farbig gestalteten Altar




daneben stehen diese Prozessionsfiguren



In die Rückseiten der Kirchenbänke sind unterschiedliche Sujets aus der Bibel geschnitzt.
 




Der Garten im Innenhof, eine ruhige Oase





Die überdachten Gänge laden zum Flanieren ein




neben den schönen Gebäuden wohnen noch heute Einheimische in bescheidenen Lehmhütten



Kommentare

  1. Danke, ein bemerkenswerter Ort mit einer besonderen Geschichte

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