Montevideo, wo alles begann

 


 


 

 

Am 3. Mai 2022 haben wir das erste Mal den südamerikanischen Kontinent betreten.

 

Während 53’700 km hat uns unser gri-gri durch grüne Felder, staubige Pampa, Sumpfgebiete, über schwindelerregende Bergstrassen und an tiefen Abgründen vorbeigeführt. Von der eisigen Antarktis bis in die Atacama Wüste sind wir gereist, haben unglaubliche Naturschauspiele gesehen und einzigartige Ein- und Ausblicke erleben dürfen.

 

Dabei sind wir immer wieder an liebenswürdige, hilfsbereite Menschen geraten. Mit Stolz zeigten sie uns ihr Land. Mit viel Geschick und Ideenreichtum haben sie uns bei unseren Pannen zur Seite gestanden und das gri-gri wieder fahrtüchtig gekriegt.

 

Für all dies sind wir unendlich dankbar!

Nun sind wir erneut in Montevideo und logieren im Puerto Mercado, einem kleinen Hotel mitten in der Altstadt.

Eigentlich sollte das gri-gri schon auf der Reise über das Meer sein. Aber die Abfahrt des Schiffes und somit die Abgabe des Fahrzeugs im Hafen wird immer wieder verschoben. Wir haben ursprünglich 10 Tage eingeplant, die wir ohne unser gri-gri in Montevideo verbringen werden. Nun können wir heute das Fahrzeug abgeben und Morgen fliegen wir dann in die Schweiz. Bis zur Abfahrt des Schiffes bleibt danach das gri-gri im Hafen stehen!

Wir hoffen zuversichtlich, dass alles nach Wunsch läuft und wir einen Monat später das gri-gri in Antwerpen abholen können.

 

So verbringen wir die letzten Tage in der Stadt. Flanieren durch die Fussgängerzone, schauen von unserer Terrasse dem bunten Treiben zu und lassen uns in einem der vielen Restaurants kulinarisch verwöhnen.

 

Uruguay ist in unseren Augen das «europäischste» Land in Südamerika. Die Bewohner stammen vorwiegend von spanischen und italienischen Auswanderern ab. Die Bräuche werden wie in Europa gefeiert, Weihnachten, Ostern, auch der Karneval wird hier mit Leidenschaft zelebriert. Man fühlt sich überhaupt nicht fremd.

 

Mit seinen 176'000 km2 Grösse ist Uruguay ein kleines, aber mit Abstand das teuerste von uns in Südamerika bereiste Land.

Von den rund 3,5 Millionen Einwohnern leben 1,4 Millionen in der Hauptstadt Montevideo. Scherzhaft wird Uruguay als Hauptstadt mit ein paar Bauernhöfen im grünen Hinterland bezeichnet.

In der Tat, kaum verlässt man Montevideo geht die Fahrt durch eine grüne, vorwiegend flache Landschaft. Auf den ausgedehnten Flächen wird Rinder- und Pferdezucht betrieben, Milchkühe gehalten. Daneben Mais, Soja, Getreide, Reis, Obst und Gemüse angebaut. Die mächtigen Wasserströme werden immer wieder zu Seen gestaut und dienen der Stromgewinnung und der Wasserspeicherung. Ebenfalls wird in grossen Windparks Strom erzeugt.

Eine weitere Attraktion sind die langen, menschenleeren Sandstrände.

 

Ein Grossprojekt des UPM Konzerns verändert das Landschaftsbild.

Anstelle des Weidelandes werden immer grössere Flächen mit Eukalyptusbäumen für die Papierherstellung gepflanzt. In Montevideo wurde der Hafen massiv ausgebaut und eine neue Eisenbahnlinie verbindet eine Zellstofffabrik in Paso de los Toros mit dem modernen Zellstoffterminal. Eine weitere wirtschaftliche Chance für Uruguay.

 

Der Verkehr auf den Strassen hält sich in Grenzen, oft waren wir alleine unterwegs. Dies ermöglicht ein entspanntes Fahren, auch in der Hauptstadt rollt der Verkehr gemächlich dahin. Dazu trägt massgeblich bei, dass in Montevideo (wie auch in weiteren südamerikanischen Städten) ein hervorragendes Einbahnsystem konsequent umgesetzt ist. Gut sichtbar wird angezeigt, in welcher Richtung die Fahrt erlaubt ist.

Viele der Bewohner gehen den Tag gelassen und ruhig an. Sitzen gerne im Schatten, trinken Mate Tee und plaudern miteinander.

Zwischen ein und drei Uhr werden die Rollläden der Geschäfte geschlossen und die Inhaber ziehen sich zur Siesta zurück.

 

Am Abend wird dann gegrillt. Massen an Rinderfleisch und Würsten wird vertilgt. Eine weitere Leidenschaft sind die süssen Kuchen in allen Variationen. Alfajores (kleine Küchlein), Dulche de leche, eine Art Karamell- Sauce, Medialunes (gezuckertes Gipfeli) werden in grossen Mengen genossen und Eis wird zu allen Tageszeiten geschleckt.

Nicht verwunderlich, dass viele Hüften auslandend sind, viele Bäuche sich vorwölben und die üppige Kost die Einwohner prägt.

Doch stolz und selbstbewusst wird bis tief in die Nacht auf den Strassen flaniert, Musik schallt aus Boxen und die Hüften von Jung bis Alt wiegen sich im Rhythmus der Klänge.

 

Bevor wir uns nun auf den Heimweg machen, möchten wir Euch zur Abrundung eine Geschichte erzählen. Einen Abend verbrachten wir im Primuseum, einem aussergewöhnlichen Restaurant, dekoriert mit vielen antiken Gegenständen bei einem exzellenten Abendessen mit Musik und Tanz. Dabei sind wir auf diese Geschichte gestossen:

 

 

 

 

 


 

 

 

 

eine Erfolgsgeschichte aus Uruguay

 

In diesem gemütlichen Lokal in Montevideo, das seit 1898 ein treuer Beobachter des hektischen Lebens der Hauptstadt ist, war ursprünglich ein Verarbeiter von Schweinefleisch untergebracht, der hauptsächlich die Schiffe belieferte, die im Hafen anlegten.

 

Montevideo war schon vor langer Zeit kein Weiler mehr und lebte auch nicht mehr als solcher. Seine Philosophie bestand darin, weit zu blicken und groß zu planen; aber ohne Ungeduld. Im wirtschaftlichen Kampf reichte es nicht aus, voranzukommen, man musste auch nicht zurückfallen.

 

Die Welt war neu und mit ihr kamen großartige Erfindungen. 
Eine dieser sensationellen Errungenschaft war der Primus- Kocher. 
Aufgrund seiner schnellen Erwärmung und des sparsamen Brennstoffverbrauchs hatte 
der kleine Herd einen schnellen und beispiellosen Erfolg auf dem Markt.

 

Der Erfinder war Frans Wilhelm Lindqvist, der 1892 den ersten rußfreien Kerosinofen 
entwarf. Er begann, seine Öfen an Freunde und Nachbarn zu verkaufen, 
aber schon bald entwickelte sich daraus eine kleine Fabrikation.
 
Das Kochen von Wasser in drei bis vier Minuten 
und das Braten eines Steaks in fünf Minuten war eine Sensation!
 
Kurz darauf wurden die Primus Kocher bereits in Uruguay verkauft, 
der Victoriano López Supermarkt in der Cerrito Street 48 an der Ecke Perez Castellanos 
bot sie an.
 

Primus-Öfen verbreiteten sich bald auf der ganzen Welt.

In den 1910er Jahren wurden jährlich mehr als eine halbe Million Öfen hergestellt.

 

Im selben Jahrzehnt war die Anwesenheit eines typischen argentinischen Orchesters 
in Montevideo üblich. Die erste Aufzeichnung eines Live-Auftritts wurde vom 
argentinischen Kameramann Felix Rodriguez im Ambrosio Podesta Café in 
der Peres Castellanos Straße 1479, nur wenige Meter vom Primuseum entfernt, 
aufgenommen. 
Bei dieser Gelegenheit wurde der anrüchigeTango „Métele Bomba al Primus“ aufgeführt.





in der Altstadt von Montevideo




in einem Park sind Verkaufsstände aufgebaut




dieses Gebäude gefällt uns sehr mit seinen klassischen Formen




dazwischen ein gemütlicher Kaffee in der Farmacia




in der Fussgängerzone




die Aussicht von unserer Hotel Terrasse aus



Quartierkirche mit wunderschönem, blühenden Baum




der Palacio Salvo am Hauptplatz gelegen




aus diesem Blickwinkel sind die vielen Strassenbäume sichtbar





mit liebevoll farbig bepflanzter Terrasse




auf dieser Lederjacke treibt der Gaucho sein Stahlross an!




in den vielen Parks können sich die Hauptstädter erholen




der alte Kiosk vor der Markthalle am Hafen



in der grossen Halle befinden sich viele kleine Geschäfte und Restaurants




eine der vielen Angebote




und hier wird Asado, das traditionelle Fleisch und Würste vom Grill angeboten




Die Kultur des Mate Tee trinkens. Verschiedene Modelle von Trinkbehältern, Kalebassen oder Cuia genannt werden angeboten. Mit dem Trinkrohr, der Bombilla wird der Tee schluckweise getrunken.




Im Restaurant Primuseum




von hier stammt die Geschichte des Primus- Kocher. Hier eine ganze Ausstellung von verschiedenen Modellen.


unser gri-gri ist bereit für die Seereise



wir folgen im Regen unserem Führer Ramon in den Hafen




Zollbeamte kontrollieren die vier verschiedenen Camper; wir, einer aus Deutschland, einer aus Holland und einer aus den USA




Tschüss gri-gri auf ein Wiedersehen in einem Monat in Antwerpen




Kommentare

  1. liebes heidi und robi,
    ich wünsche euch einen guten heimflug und dann ein herzliches welcome in berikon- ich freue mich so sehr auf euch! herzliche grüsse aus dem unterzelg 15

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  2. Fast zwei Jahre Eures Rentnerlebens habt Ihr in diesem faszinieren Kontinent verbracht und vollbracht, Unzähliges erlebt und Vieles verinnerlicht - was man gemeinhin als 'Reifeprozess' bezeichnet. Dass Euer Gri-Gri all das -trotz eines erwartbaren Zusammenbruchs- ermöglicht hat und Ihr den wackeren Kerl (oder ist es eine 'sie'?) liebevoll mit nach Hause (auf den Gnadenhof?) nehmt ehrt Euch. Dass Ihr aber soviel Unternehmensgeist, Durchhaltewillen und Improvisationstalent an den Tag gelegt habt ist schon bewundernswert! (Wenn ich jeweils an Eurem nicht zu übersehenden Haus vorbeigefahren bin habe ich mich immer wieder gefragt: kommt Ihr überhaupt irgendwann mal wieder?).
    Wenn ab und zu die philosophische Frage im Raum steht: "was ist ein sinnerfülltes Leben?" so könnt Ihr ganz vorne mitmischen, wenn es darum geht, diese abstrakte Frage mit Inhalt zu füllen. Möget Ihr also noch lange von den kaum je zu verarbeitenden Eindrücken, Erfahrungen und Erlebnissen zehren und weiter aus Eurem rätselhaften Jungbrunnen schöpfen.
    Franco

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  3. Vielen Dank ihr Lieben, dass ihr uns zwei Jahre lang mit wunderbaren Geschichten und bezaubernden Bildern an euren Abenteuern habt teilhaben lassen. Kommt gut an daheim! Wir freuen uns auf ein Wiedersehen und grüßen euch herzlich
    Anette und Klaus

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