Massimilliano
Massimilliano ist der Herr über den Speisesaal. Klein
und zierlich steht er vor uns. Das schwarze
Haar ist auf dem Kopf als Kamm geliert, ein goldener Ohrring ziert das Ohr, die
Augen funkeln unternehmungslustig. Weisses
Hemd mit schwarzer Kravatte zu schwarzer Hose - oder umgekehrt, um die schmale
Hüfte ist eine Latzschürze mit aufgedrucktem Gilet gebunden.
Immer gut
gelaunt empfängt er uns, wieselt durch den Raum, winkt begeistert mit beiden
Armen. Auf die Frage, was er uns empfehlen kann, beginnt er zu schwärmen...
Heute hat es frisches Fleisch; dazu rollt er schon begehrlich mit den Augen und
zeigt uns die Grösse des Stückes an.... Scheint ja ein Ochse zu sein! Als
Beilage eine Spezialität des Hauses. Eine Polenta-Kugel mit Spinat, überbacken
mit Frischkäse... mhh sehr lecker! Seine
Empfehlungen sind immer ein Super-Wert! Wir essen ausgezeichnet. (Den Rest des
„Ochsens“ kriegt Targia am nächsten Tag in freier Natur, wo sie begeistert den
Knochen abnagt)
An den
Werktagen ist der Speisesaal nie sehr voll, umso grösser die Überraschung am
Wochenende! Als wir herunterkommen ist der Saal proppenvoll- und es kommen noch
immer mehr Leute.
Massimilliano
ist in seinem Element! Er wieselt nicht mehr, nein er fliegt durch den Saal,
begrüsst zuvorkommend seine Gäste und hat immer die Zeit, mit allen noch zu
plaudern. Die Meisten sind Bekannte und Freunde vom Dorf. Am Wochenende wird
die „Donna“ des Hauses zu einer Pizza ausgeführt! Wir sind die einzigen
„Ausländer“. Und noch ein paar italienische Geschäftsleute, die an die Messe in
Verona kommen. Als noch über 20 Leute für eine Feier kommen, da strahlt er und
ist nicht mehr zu halten. Mit seiner Begabung ist er wirklich am richtigen
Arbeitsplatz! Und zwischendurch macht er sich am Kuchenschrank zu schaffen und
isst rasch ein Stück für seine Stärkung; nun fuchtelt er auch noch mit der
Gabel rum und schwatzt mit seinen Bekannten.
Und ein
Lärm erfüllt den Saal. Alle schreien, gestikulieren und diskutieren, auch über
mehrere Tische hinweg. Also, eine gefüllte Bahnhofshalle ist wie eine Strasse
mit Flüsterteer - und dieser Speisesaal eine alte Piste! Aber der Lärm ist
(beinahe) rundum fröhlich! Nur am Nebentisch streitet sich ein altes Paar. Er
hält ihr die Hände vor das Gesicht und zählt laut von den Fingern ab - sie guckt
ihn richtig böse an. Zum Glück entdecken
sie ein paar Tische weiter Bekannte und beginnen mit diesen zu schwatzen und -
wieder - zu lachen!
Wir
amüsieren uns köstlich, mein Italienisch hat sich, durch unseren erzwungenen
Aufenthalt, wieder verbessert, wir fühlen uns richtig gut aufgehoben und können
die Tage geniessen, in einem Thermalsee schwimmen gehen, den Giardino Giusti
besuchen, über den Heldenweg, spazieren, ein Pfad gesäumt von alten Zypressen,
durch schöne Rebberge führend. Haben
sich die Italiener doch vor langer Zeit
von den Östereichern abmurksen lassen, in ihrer Not haben sie einen Knaben
losgeschickt um Hilfe zu holen, aber alles nützte nichts- die Östereicher
siegten - und das sind nun Helden mit Denkmal und allem drum und dran. Aber der
Weg und die Aussicht ist wunderschön!
Heute spüren wir einen Hauch von Frühling. Wir können gar in einem Strassenrestaurant, draussen an der Sonne sitzen, gegenüber der Arena und eine feine Dorade verspeisen.
Auch kam
das erlösende Telefon von Davide: Euer Toyota ist fertig und abholbereit! Nun
steht er auf dem Hotelparkplatz und Morgen wollen wir weiterreisen.
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