Ein Winter der ein Frühling ist!

Unsere Winterkleider und Stiefel sind noch immer auf dem „Estrich“ im äusseren Alkovenkasten im gri-gri verstaut. Einzig die Windjacke brauchen wir bei diesen heftigen Winden und starken Regenfällen auf Rhodos.

Nun, Anfangs Februar, blüht und grünt es überall. Anemonen, Ginster, wilde Osterglocken, wilde Orchideen, uns ungekannte, schöne Blüten recken die farbigen Köpfe.

Dazwischen springen übermütig die jungen Ziegen und Lämmer und gehen spielerisch aufeinander los. Ein lautes Meckern begleitet den „Angriff“, Vögel zwitschern, in der Bucht branden die Wellen mit Getöse ans Ufer.

Die traditionelle Haltung von halbwilden Ziegen und Schafen ermöglicht die erstaunliche Produktion von 84%, des weltweit hergestellten Feta, dem schmackhaften Frischkäse!

Ruhig und friedlich ist es in Haraki. Wir sind die einzigen Touristen, alle Einheimischen kennen uns. In uralten Pickups holpern sie über die Wege und schauen nach ihren Ziegen und Schafen.

Aber für einen kurzen Schwatz reicht immer die Zeit! Sie fragen, ob es uns gut geht hier, erkundigen sich nach Targia und äussern sich begeistert über unseren Toyota!

Sehen sie dann eine Gruppe Ziegen, wird gehupt und gerufen, damit die Tiere gegen den Stall hin laufen. Nach einem fröhlichen „Jassas“ fahren sie den Tieren hinterher! Moderner Ziegenhirte – oder bequemer Grieche?

Keiner mag das nasse und stürmische Wetter, sie schwärmen von heissen Sommertagen. Dafür ist die Sommersaison sehr hektisch, keine freien Tage, die über die kleine Insel herfallenden Touristen wollen rundum versorgt sein – und das Geld für das ganze Jahr muss in einem halben Jahr verdient werden.

So sitzen sie jetzt einträchtig beieinander; spielen, tratschen, trinken und diskutieren über Regierung, Familie und Kinder!

Auch Rhodos hat dicht gemacht. In der Altstadt sind bei den meisten Läden die Rollladen geschlossen, die Bürgersteige heraufgeklappt, die Gassen menschenleer. Dafür finden wir immer einen Gratis- Parkplatz! In einigen Häusern wird renoviert, auf die neue Saison instand gestellt. Aber die meisten schönen Altstadthäuser sind in einem desolaten Zustand! Manchmal wähnen wir uns in einer Kulisse, eine notdürftig hergerichtete Fassade, dahinter nur noch eine Ruine!

Doch mit unserer Fantasie können wir uns sehr gut vorstellen, dass hier im Sommer die Gassen voller Leute sind! Es wird gehandelt, gefeilscht, Musik gemacht, getanzt und Ouzo geschlürft!

So wandern wir durch die leeren Gassen....

Handwerklich sind die Inselbewohner begabt, davon können wir uns überzeugen!

Bei einem Schuhmacher in Archangelos bringen wir unsere lädierten Sandalen vorbei. Sandalen für unsere orthopädischen Einlagen zu finden ist ein Ding der Unmöglichkeit. So besohlt er diese neu, leimt, polstert neu auf, näht die Riemen ab – und jetzt sind sie wieder tipp topp und dienen uns weiter!

Der Sattler näht uns eine neue Reserveradabdeckung. Bei der Frontabdeckung bringt er solide Verstärkungsecken an, damit die starken Magnete die Thermofolie nicht beschädigen.

Und Jannis Zorbas (nicht Alexis!) versteht es meisterlich, unsere defekte Rückfahrkamera auszuwechseln! Nun sehen wir wieder die Leute, die, von uns unbemerkt, hinter dem Auto „vorbeihühnern“!

Es ist ein Erlebnis, in den Werkstätten rumzustöbern, die alten Maschinen und Werkzeuge anzuschauen! Wie Könige werden wir empfangen und sofort bedient.

Alle Arbeiten werden sogleich und zu einem fairen Preis erledigt! Hut ab vor Euch rhodischen Handwerkern!