Nordwärts, bis ans Ende der Strasse an der Baie- James





In Chibougamau starten wir über die Route du Nord, einer guten Piste.
Die ersten 160km führen durch den Nationalpark Assinica, der ein Paradies für Angler und Jäger ist.
Unzählige Seen, mächtige Flüsse, kleine muntere Bäche wechseln sich mit ausgedehnten Wäldern und Sümpfen ab.
Teilweise wird der Wald auch im Nationalpark bewirtschaftet. Auf den ersten Blick sieht eine abgeholzte Fläche wie eine Wunde aus, riesige unordentliche Haufen liegen herum. Diese dünnen Stangen der Schwarzföhre werden in der Papierverarbeitung bevorzugt und genutzt.
Dem Wald geben die kahlen Flächen die Chance, sich wieder zu regenerieren, junge gesunde Föhren und Fichten wachsen nach, diverse Laubbäume, Sträucher und verschiedene Beeren wuchern empor. Eine Vielfalt an Pflanzen, die auch den Tieren die notwendige Nahrungsgrundlage geben. Schon bald hat die Natur die kahlen Flächen wieder bedeckt und begrünt.
Die gerodeten Flächen sind flächenmässig klein. Ein unglaublich grosses Gebiet durchfahren wir, wo über hunderte von Quadratkilometern tote Stämme sich in den Himmel recken. Waldbrände und Krankheiten zerstören die Nadelbäume und machen Platz für Jungwuchs. In üppigem Grün wachsen die Tannen, Pappeln, Schwarzerlen und Birken nach. Dazwischen breiten sich riesige Teppiche aus mit Heidelbeeren, Himbeeren und Preiselbeeren, Wildkirschen, schwarzer und roter Holunder, Vogelbeeren und vielen weiteren Beeren, die wir nicht kennen; Leckerbissen für Bären und Elche und kleinere Tiere.
Wir erfahren, dass darauf verzichtet wird, nördlich des 52ten Breitengrades aktiv Waldbrände zu löschen. Davon erhofft man sich, dass sich der Wald natürlich regeneriert.
Es ist eine Balance, um das gesunde Verhältnis zu finden, bestimmt keine leichte Aufgabe für die Forstwirtschaft.
Im Wald ist es sehr ruhig, kaum ein Vogel ist zu hören, geschweige denn ein grösseres Tier!
Nur der Wind rauscht leise im Stängeliwald und an einem See ist das Plätschern der Wellen zu hören. Sonst ist Stille.
Oft befinden sich an den Seen und Flüssen für die Fischer, Jäger und Wanderer bescheidene Infrastrukturen; Abfallcontainer, Picknicktische und Bänke, Feuerstellen und ein Plumpsklo; sehr einfach, aber funktionell.
Am Abend steuern wir jeweils einen See an und sind neugierig, wie schön er sich in den letzten Sonnenstrahlen spiegelt, wie sich die Nebelschwaden oder sich der Regen auf dem Wasser aufpeitscht. Ein Platz ist so schön wie der andere! Bis auf wenige Ausnahmen sind wir jeweils alleine und sind für uns. Ein Sternenhimmel spannt sich über unseren Köpfen oder eine stockdunkle Nacht, ohne Lichtverschmutzung umhüllt uns.

Die Landschaft und das Klima geben uns das Gefühl, schon weit im Norden zu sein, aber dem ist überhaupt nicht so. Zwischen Chibougamau und Chisasibi bewegen wir uns zwischen dem 50ten und 54ten Breitengrad. (Als Vergleich: Berlin liegt etwa auf dem 52ten Breitengrad)
Entsprechend lange sind noch die Tage, vergleichsweise wie bei uns in der Schweiz. Aber das Klima ist völlig unterschiedlich. Das Wetter ist unstet, die Temperaturunterschiede gross. Ist der Himmel klar, kann das Thermometer nachts schon mal bis auf 3° fallen, aber tagsüber bis auf 21° klettern. Plötzlich gibt es Stunden mit heissen, schwülen Temperaturen, die selbst in der Nacht nicht unter 18° fallen. Aber die sind die Ausnahmen. Selten haben wir eine längere Periode schönes Wetter, ständig wechselt es wieder, ein kühler Wind bläst um die Nase.
Darum nie ohne Jacke und Hut aus dem Haus!

Die Route de la Baie- James gibt es erst seit 1974. Damals wurde das epochale Wasserkraftwerk la Grande gebaut mit der Werksarbeitersiedlung Radisson. Die Strasse, die Elektrizität, die Arbeitsmöglichkeiten veränderten die Region nachhaltig, die moderne Lebensweise hält Einzug. An der Baie- James gibt es mehrere Dörfer der Ureinwohner, der Cri (Cree) Indianer.
Das Dorf Chisasibi wurde 1980 von einer Insel in der Flussmündung 10km flussaufwärts umgesiedelt. Entsprechend sind sich die Häuser alle ähnlich, klein, bescheiden und funktionell erbaut.
Die Bewohner von Chisasibi haben sich dem Wandel angepasst. Kein Indianer schreitet Leder- und Pelzgewandet, mit Federn geschmückt aus dem Tipi, auch er trägt Trainerhosen und T- Shirt und kommt zur Haustüre heraus, steigt in seinen Pick Up und geht im Supermarkt Chips und Redbull kaufen. Neben dem Haus steht ein Quad, um im Sommer damit in den Wald zu fahren und für den Winter ein Schneemobil bereit.
Am Kanu ist ein Motor befestigt.
Dennoch sind die Cri bestrebt, ihre Sprache, ihre Gebräuche und Sitten zu erhalten.
Das jährliche Pow Wow ist ein Anlass, wo die Gesänge, Tänze und Kostüme ihren Höhepunkt finden. Vergleichbar mit einem Jodler und Älplerfest in der Schweiz. Traditionelle Folklore wird gelebt und vorgetragen, kunstvoll und exotisch.
Danach geht der Alltag wieder los, die Cri Kinder werden vom gelben Schulbus zur Schule gefahren, die Eltern fahren zur Arbeit oder gehen ihren Beschäftigungen nach.

Neben den Wasserkraftwerken, der Forstwirtschaft gibt es noch diverse Minen in der Region. Auch ist der Strassenbau ein grosser Arbeitsgeber. Viele Menschen sind damit beschäftigt, die Strasse instand zu halten. Mit der Baustellen- Sicherheit nehmen sie es sehr genau. Oft steht eine Frau mit Kelle am Beginn einer Baustelle. Man muss warten, bis der Gegenverkehr (meist SEHR wenige Fahrzeuge) im Konvoi durch die Baustelle geführt werden. Dann wendet das Sicherheitsfahrzeug und fährt nun die zwei, drei Fahrzeuge und LKW durch die Baustelle, die oft über Kilometer geht und nur an einer Stelle von einer Walze oder einem Bagger einseitig blockiert wird. Ein Riesenaufwand für die paar Fahrzeuge!
Aber alle warten geduldig, es bleibt Zeit für einen Schwatz mit der Kellenhalterin. Einmal erscheint ein lachendes Gesicht am Seitenfenster des gri-gri; der LKW Fahrer hinter uns entpuppt sich als Franzose und er ist glücklich, mit uns plaudern zu können.

Wir bewegen uns in einem grossen, Telefon- und Internet freiem Gebiet. Nur in den Siedlungen Radisson und Chisasibi gibt es Empfang. Um die Sicherheit und für Notfälle gerüstet zu sein besteht ein SOS Telefonnetz entlang der Route. Wir haben zufälligerweise eine Station gefunden, die den Namen unserer jüngeren Tochter Aline trägt. Natürlich haben wir gewitzelt, dass sie nun mit eigener Station den ganzen Tag telefonieren kann!

An einem sonnigen Tag stehen wir am Ende der Strasse und schauen auf die Baie James hinaus. Friedlich plätschern die Wellen ans Ufer, der Blick verliert sich in der Weite des Nordmeeres.


Beginn der Piste nach Chibougamau

die Informationen...

eine Waldrodung

mit wirren Haufen an der Seite

die Haufen wurden entfernt, der Jungwald beginnt zu wachsen

frisches grün und gesunde Bäume
eine ältere Fläche, wo die Föhren, Tannen und Lärchen schon grösser sind

Infotafel über den Ablauf des Holzschlages

grosse Flächen von Heidelbeeren sind reif

eine frische Zwischenverpflegung, auch die gemachte Konfitüre schmekt himmlisch!

feurig leuchten die Vogelbaumbeeren

Morgenstimmung am Lac Mistassini, wo wir übernachtet haben

immer wieder fahren wir an Sümpfen vorbei

gleich sehen wir gar nichts mehr!!!!

am gestauten Rupert Fluss, die 360° Rundsicht vom Hügel

wo sich ein Denkmal für die Cri Indianer befindet, gestaltet vom Cri Tim Whiskeychan

an diesem Fluss
entdeckten wir am Ufer dieses kleine Schlänglein, sich sonnend

ideales Fahrzeug für in den Sumpf!

und wieder ein stark fliessender Fluss
in der Nähe der Flüsse und Seen befindet sich manchmal eine kleine, einfache Siedlung

das Ende der Route du Nord, an der Kreuzung beginnt die Teerstrasse die Baie- James

nach ein paar Stunden Piste ist die Treppe dick mit Schlamm bedeckt!

einmal mehr ein herrlicher Übernachtungsplatz am Lac Miron

Spuren von Grosstieren haben wir entdeckt, aber nicht gesehen...

dafür ist dieser kleine Vogel neugierig näher getrippelt und hat uns beäugt
einfache WC Anlage

mit Plumpsklo, normalerweise immer sauber und nicht stinkend!

Tundra Landschaft
das Werk La Grande in Radisson

Vom Aussichtsturm hat man einen schönen Übersicht über den Stausee und die eleganten Naturdämme

das Schleusentor

der gigantische Überlauf. Eine Treppenstufe ist rund 10 Meter hoch und über 100 Meter breit!

Unterhalb des Werkes strömen aus 3 unterirdischen Tunnels eine riesige Wassermasse

das Cri Dorf Chisasibi, hier das Zentrum

eine der Häuserzeilen

bei manchen Häusern steht noch ein Tipi im Garten
Stop Schild auf Cri

der nächste Winter kommt bestimmt! Schneemobils und Holzschlitten warten bereits
diesen Typ Schulbus finden wir überall in Kanada, nicht nur in Chisasibi

nimm mich mit ans Ende der Welt!

und da sind wir schon; am Ende der Strasse an der Baie- James

so sieht der Ort auf dem GPS aus

auf der Rückfahrt am Lac Ouescapsis
Baustellensicherung: warten auf das Begleitfahrzeug.... Sie hat 7 Minuten angezeigt

eines der sehr wenigen Tiere, die wir gesichtet haben

die SOS Station mit Telefon wird angekündigt

aha, das private Telefon unserer jüngeren Tochter!
und wieder der Fluss Rupert, schon grösser und mächtiger. Gleich merken wir, dass wir einen Platten haben...
aufbocken

das Rad herunternehmen ist leicht, luftig springt es in die Höhe!

mit Köpfchen wieder hinaufziehen...

eine kanadische Schraube war der Übeltäter!

Aufstieg auf den Mont Laurier, einem 400 Meter hohen Felsklotz

mit phantastischer Rundsicht!

wir erreichen Matagami, den Beginn der Baie- James Route, hier konnten wir auch professionell unseren Reifen reparieren lassen

Es gibt sogar einen Golfplatz wo die verschiedenen Gänse und Möwen eine Schnatterparty geben!

Kommentare

  1. Ihr Zwei seid zu beneiden....aber toll dass wir daran teilnehmen könnt. Immer wieder eine grosse Freude. Beste Grüsse aus dem herbstlichen Halifax (Sind hier gerade am Ausschiffen, waren auf einem Törn von NY nach St. Johon`s)

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  2. Danke herzlich für die vielen Berichte und Fotos, so sind wir immer ein bisschen bei Euch :-)!!!! Ganz liebe Grüsse von Gaby und Marco, Bussi :-)

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