ein Rätsel: woher stammt das Treibholz von Langanes?
Einst, vor vielen Jahren war Island bewaldet. Die Siedler brauchten das Holz, um ihre Häuser und Schiffe zu bauen, Werkzeug, Geräte, Wagen und Möbel herzustellen und vor allem brauchten sie das Holz, um zu heizen.
Es dauerte nicht lange, da war die Insel kahlgeschlagen, die Wälder verschwunden. Klimabedingt dauert auch die Aufforstung sehr lange, auch frassen die Tiere, besonders die Schafe die Jungpflanzen gleich wieder.
Also war es lebenswichtig, Holz zu beschaffen.
Da half den Siedlern ein rätselhaftes Phänomen. Besonders auf der Halbinsel Langanes im Norden der Insel lagen ganze Wälder am Strand aufgehäuft. Die Einheimischen mussten die Stämme nur nach Hause schaffen, dies garantierte ihnen das Überleben.
Aber woher kommen diese Wälder, angeschwemmt an einer kahlen Insel, ohne Baumbestand?
Die Lösung liegt weit entfernt, in Sibirien am Strom Jenissei. Dort wurden die Bäume im grossen Stil gefällt und gelangten in den Fluss. Zusätzlich wurden durch Stürme und Hochwasser ganze Bäume ins Meer gespült. Weiter draussen gerieten die Holzstämme ins Packeis, wurden im Eis eingeschlossen.
Die Strömung trieb das Eis langsam, aber stetig vorwärts.
Nach 3 Jahren und mehr erreichten die Stämme die Region nördlich von Island. Durch die Eisschmelze wurden auch die Stämme frei gegeben und trieben ans Ufer!
Des Rätsels Lösung: Russland versorgt Island seit Jahrhunderten mit Holz, inklusive Gratislieferung!
Bis heute werden ganze Wälder an der Küste angeschwemmt.
Das können wir uns bei unserer Fahrt auf die Langanes Halbinsel überzeugen. Kreuz und quer liegen die Stämme am Ufer. Dazwischen kaputte Fischernetze, Plastikteile, Seile, Bojen und vieles mehr! Ein richtiges Schatzsucher- Eldorado!
Heute sind die Isländer für ihr Überleben nicht mehr auf das Treibholz angewiesen. Aber noch immer wird das Holz für Zäune gebraucht, Künstler nutzen das Holz für ausgefallene Statuen oder für kunstvolle Treibholz- Dekorationen!
Die Forscher haben das Phänomen untersucht, die Holzarten deuten eindeutig auf Sibirien hin. In den letzten 30 Jahren sei die Holzmenge stetig zurückgegangen. Auf der einen Seite, weil die Sibirer die Holzgewinnung effizienter gestaltet haben, andererseits durch den Klimawandel.
Die Forscher sagen voraus, dass in rund 30 Jahren keine Stämme mehr ankommen werden. Dies, weil das Polareis durch den Klimawandel massiv abnimmt. Ohne dass die Stämme ins Eis eingeschlossen werden, können sie nicht über diese Distanz transportiert werden und versinken im Meer.
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von Sibirien durch das Packeis nach Island Die Route des Treibholzes |
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bei Hochwasser wurden diese Hölzer auf die Wiese geschwemmt |
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der Norden von Island (mit unserer Reiseroute) |
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neben älterem Treibholz liegt ein neuer Stamm am Strand |
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ein einsamer Hof auf der Halbinsel |
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das Holz liegt frei Haus vor der Haustüre am Strand! |
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teilweise sind die Stämme schon halb in das Gras eingewachsen |
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Blick auf die weite Ebene des Héradssandur |
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wieder am Wassersaum finden wir die nächsten Hölzer |
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Ein Zaun aus Treibhölzern, angeschwemmt aus dem fernen Sibirien |
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originelle Dekoration mit Treibholz, hier im Café Kaupfélagid in Raufnarhöfn |
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Die Theke im selbigen Café |
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tanzende "Schwemmholzlady" im Café Blàa Kannan, Akureyri |
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