Leben mit Vulkanen

 

 


 


 

Ein Schild mit einem glühenden Vulkan darauf, weist uns auf einen Parkplatz. Der anschliessende Fussweg führt auf einen Hügelkamm hinauf. Die Aussicht in das nächste Tal ist atemberaubend. Eine kilometerlange, schwarze Lavazunge breitet sich in der Senke aus. Der Pfad führt bis an den frischen Lavastrom heran. Neben diesen riesigen, aufgetürmten, teilweise bizarren Gebilden fühlen wir uns klein und verloren!

 

Wir befinden uns am Ausläufer der Kraterreihe Sundhnúkur, am Geldingadalir.

 

Die Verformungen sehen wirklich wie Kunstwerke aus. Hier wie ein gewellter Teppich, dort poröse Höhlen und Schrunden und die gewaltige Ausdehnung der Lava ist unbeschreiblich! Angesichts dieser Naturgewalt fühlt man sich hilflos und ausgeliefert.

Selbst wenn die Lava erkaltet und kein Feuer zu sehen ist, für uns ein eindrückliches Bild.

 

Die Phase von Vulkanausbrüchen an der Sundhbnúkur Kraterkette begann am 18. Dezember 2023. Im Januar 2024 wurde Grindavik, die kleine Hafenstadt an der Südküste von der Lava erreicht.

Dabei wurde die Zufahrtsstrasse in den Ort zerstört.

 

Am 3. Juli 2025 besuchen wir Grindavik und nächtigen auf dem Campingplatz. Hinter dem kleinen Ort sind riesige Baumaschinen dabei, einen gigantischen Schutzwall gegen einen eventuellen Lavastrom zu erstellen. Die zerstörte Zufahrtsstrasse wurde verlegt und neu aufgebaut. Das Gebiet der Blauen Lagune, dem berühmten Thermalbad, ist eine riesige Baustelle, die die Schäden von 2024 wieder instand stellen.

 

Und noch bevor die neuen Bauwerke fertiggestellt sind, kommt die nächste Katastrophe.

 

Zwei Wochen nach unserem Besuch, am 17. Juli 2025, öffnet sich erneut eine Erdspalte, ein grosser Lavastrom ergiesst sich über die alte Lavaschicht. Es ist der zwölfte Vulkanausbruch innert vier Jahren.

Vorsorglicherweise wird Grindavik samt Campingplatz evakuiert, auch die Blaue Lagune wird gesperrt.

Der Ausbruch verschont bewohntes Gebiet und köchelt seit der Erruption vor sich hin.

Dennoch hat die Behörde alle Hände voll zu tun. Trotz grossräumiger Absperrung setzen sich immer wieder Leute darüber hinweg und steigen auf die unstabile Lava. Nur um ein Selfie zu schiessen!! Dabei sind sie sich nicht bewusst, in welcher Gefahr sie sind! Die Lava kann plötzlich zusammenbrechen, noch nicht verfestigte Gesteinsbrocken zusammenstürzen, glühende Lava kann austreten.

Zusätzlich lauert eine unsichtbare Gefahr. Bei der Eruption werden giftige Dämpfe freigesetzt, in die Luft geschleudert. Dies kann zu Beschwerden führen. In den ersten Tagen herrschte dicker Nebel und wenig Wind, dies war wie eine Glocke über der „Giftwolke“.

Reykjavik ist nur rund 50km entfernt.

 

Immer wieder werden die Isländer von Vulkanausbrüchen heimgesucht.

 

Die grösste Naturkatastrophe ereignete sich 1783 bis 1784, als die Laki Krater ausbrachen. Durch den Ausstoss der hochgiftigen Gase gingen ein grosser Teil des isländischen Viehbestandes zugrunde, achzig Prozent der Schafe, von den Kühen und Pferde rund die Hälfte. Eine Hungerkatastrophe war die Folge, etwa ein Viertel der Bevölkerung von Island, rund 50‘000 Leute starben bis Anfang 1785 an den Folgen dieses Vulkanausbruches.

 

Inzwischen haben sich die Lavaströme am Sundhbnúkur verringert, die Winde die Luftqualität wieder verbessert.

 

Dennoch bleibt die enorme Herausforderung an die Isländer, diesen Tanz auf dem heissen Vulkan zu meistern!



Hinweisschild zu den verschiedenen Aussichtspunkten




hier wird davor gewarnt, sich auf die Lavazunge zu begeben




die neu erstarrte Lava bringt unglaubliche Muster hervor




die riesige Lavazunge im Tal




Blick gegen den Vulkan




Es wirkt solid, ist jedoch sehr fragil, kann jederzeit einbrechen





wie diese Spalte zeigt





diese Wand ist seit längerem erstarrt, wie ein steinerner Vorhang!




auf dem Weg nach Grindavik liegt die Lava neben der neuen Strasse



die Arbeiten am Schutzwall sind in vollem Gange





die Baustelle bei der blauen Lagune


   



Aussicht vom Campingplatz in Grindavik auf den markanten Wasserturm


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