Verbannung oder Ferienlager?
Wir stehen im Studierzimmer von Wladimir Iljitsch Uljanow in
einem grossen, komfortablen Holzhaus.
Während der 1 ½ stündigen Führung erzählt uns Olga seine
Geschichte.
Im Alter von 27 Jahren wurde er, ein junger Revolutionär aus
St. Petersburg, am 8. Mai 1897 nach Shushenskoye für 3 Jahre in die Verbannung geschickt.
Als „Politischer“ durfte er nichts arbeiten, aber er musste auch nicht in einer
der vielen Minen schuften. Er genoss grosse Privilegien.
Für seinen Aufenthalt kriegte er vom Zarenregime 8 Rubel pro
Monat. Davon konnte er ein kleines Haus
mieten, inklusive Mahlzeiten und Wäscheservice. Dadurch hatte er genügend Zeit,
seine Ideen weiter zu entwickeln und diese schriftlich fest zu halten.
Nach einem Jahr folgte ihm seine Freundin, Nadeschda
Krupskaia in die Verbannung nach und die beiden heirateten. Das junge Paar
verbrachte seine Tage mit Spaziergängen in der Taiga, sie gingen auf die Jagd
oder badeten im Yenisei. Im Winter unterhielten sie die Dorfbevölkerung mit
ihren Eislaufkünsten. Sie waren nicht die einzigen Verbannten im Ort. Jan und
Oskar waren ihre besten Freunde. Sie besuchten sich gegenseitig, sangen
revolutionäre Lieder, diskutierten, debattierten und waren bereit, die Welt zu
verändern!
Durch den Erlös von Bücherübersetzungen konnten sie es sich
leisten, diverse Bücher und Zeitschriften von der Familie in St. Petersburg
schicken zu lassen. Auch pflegten sie einen regen Briefkontakt mit Freunden und
Gleichgesinnten.
Nach der Heirat zog das Paar in ein grösseres Haus. Sie bestritten den Haushalt nun selbst und konnten sich dadurch ein Dienstmädchen leisten.
Die Qualität / Bauweise der Häuser war für die damalige Zeit hervorragend und wesentlich besser als manche heutige Behausung der Sibirer!
Die einzige Einschränkung war, dass sie nicht nach St.
Petersburg, Moskau und weiteren grösseren Städten in Russland zurückkehren
durften!
Die Tage in der Verbannung waren mit Schreiben, Bücher lesen
und revolutionären Ideen entwickeln angefüllt, bevor sie Shushenskoye wieder
verlassen durften.
Erst später sahen die Dorfbewohner in einer Zeitung ein Bild,
welches den prominenten Gast, den sie während drei Jahren beherbergt hatten
zeigte – Lenin.
Das Wohnhaus von aussen |
Der Salon |
Lenin und seine Frau |
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