Vor unendlich langer Zeit lagen die Berge Chingiltai und
Bogd im Streit miteinander. Regen prasselte vom Himmel, Schnee bedeckte die
Berge, Blitze und Stürme jagten sich um die Kontrahenden.
Die Leute befürchteten,
ein Dämon hätte sich der Berge bemächtigt und würde zwischen dem Chingiltai und
Bogd der Erde entsteigen. Sie baten einen sehr starken Mann um Hilfe. Er soll
einen kleinen Hügel zwischen die Berge platzieren, um dem Dämon den Weg zu
versperren. Dies schaffte der Mann und seither beschützt der Zaisan Hügel die
Bewohner zu seinen Füssen.
Heute nimmt ein grosses Monument, das dem 2. Weltkrieg
gedenkt, die Hügelkuppe ein und ist beliebter Aussichtspunkt für die Bewohner
und Besucher von Ulaan Bataar. Eine Sicht über die ganze Stadt bietet sich von
hier. Sehr gut erkennen wir die vielen Baukräne, die Stadt ist im Aufbruch! In
der Innenstadt entstehen viele luxuriöse Hochhäuser, an der Peripherie riesige
Wohnblocks. Die Bauqualität der Häuser, Strassen, aber auch die Handwerkskunst
lässt Robi als Fachmann schaudern! Ebenso wird die Städteplanung
vernachlässigt.
Rund die Hälfte der Mongolen, 1,3 Millionen, wohnen
mittlerweile in der Hauptstadt. Jeder Mongole hat Anspruch auf 700m2 eigenes
Land. Die Neuankömmlinge ziehen einen Bretterzaun, stellen die Jurte, lassen
ihr Grundstück im Grundbuch eintragen und versuchen ihr Glück in Ulaan Bataar. Dies
stellt die Infrastruktur vor beinahe unlösbare Probleme.
Die Innenstadt wird von einem riesigen Gürtel von unzähligen
Jurten umschlossen. Jetzt Ende August sieht dies vielleicht noch pittoresk und
nostalgisch aus. Aber im langen Winter beheizen die Jurtenbewohner ihre Öfen
mit allem Brennbaren, das sie finden und verursachen eine stinkende Smogglocke
über der Stadt. Auch sind die Jurten ohne Wasser, Strom und Abwasser. In jeder
Ecke steht ein Plumpsklo, in dieser Menge ein nicht zu unterschätzendes Risiko
von Krankheitsherden. Eine feste Wohnung ist deshalb der Traum vieler. Ein
anderer Traum ist das eigene Fahrzeug. Das Verkehrschaos nahm derartige
Ausmasse an, dass die Regierung vor ca. einem Jahr eine neue Regelung erliess,
die besagt, welche Nummernschilder an welchen Tagen fahren dürfen. Wir als
ausländische Touristen dürfen uns frei bewegen. Offensichtlich greifen die
Massnahmen, der Verkehr hält sich in erträglichem Umfang. Der öffentliche
Verkehr ist komplett überlastet, der Andrang an den Haltestellen gross. So
erstaunt es nicht, dass die privaten Autofahrer versuchen, mit „Taxifahrten“
dazu zu verdienen. Die Fahrgäste winken am Strassenrand. Ein Fahrer hält, man
verhandelt Ziel und Preis – und schon fahren sie weiter, meist das Fahrzeug
vollgestopft mit Menschen und Gepäck. 6 bis 8 Leute pro Personenwagen ist die
Norm!
Die Arbeitslosigkeit ist in der Hauptstadt gross, zu viele
versuchen, ihr Glück hier zu machen und das Nomadenleben gegen das Leben in der
Stadt einzutauschen. Auch ist der Sprung vom Viehzüchter zum Stadtmenschen
gewaltig. Gut ausgebildete junge Leute haben es schwer, eine angemessen bezahlte
Arbeitsstelle zu finden. Lohn und Lebenshaltungskosten driften hier krass
auseinander. Ein gutes monatliches Gehalt wird mit ca. 250 Euro angegeben. So
versuchen alle, irgendwie durchzukommen.
Eine neuere Einnahmequelle ist der Tourismus. Die Mongolei
ist „in“ und so sehen wir erstaunlich oft Gruppen aus Europa, die durch das
Land reisen. Ausserhalb Ulaan Bataar und an touristischen Schwerpunkten
entstehen Jurten (Ger) Camps für die Gäste. Für eine Nacht campieren wir zwischen
zwei solcher Camps und hören das fröhliche Treiben...
In der Mongolei sind wir Millionäre! Für unsere Reise durchs
Land wechseln wir 1,5 Millionen Tögrög, (750SFr) für Diesel und Lebensmittel.
Es reicht gar für einen mongolischen Merlot!!!!
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Szenen aus dem 2. Weltkrieg |
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Blick auf die Stadt, im Hintergrund
die 1 Zimmer- Häuser und Jurtensiedlungen |
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Neubauten unterhalb des Zaisan Hügels |
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Blick ins Stadtzentrum |
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Neubausiedlung am Stadtrand |
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Flughafen Beleuchtung neu erstellt |
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