"Wegelagerer und Kirchengläubige?"



Mit wichtiger Miene steht der Polizist vor dem gri-gri und deutet uns, anzuhalten. Was ist wohl los? Geschäftig kommt er mit einer Broschüre und zeigt uns eine Seite mit Verkehrsschildern. Er deutet auf das Stopp Schild.


Robi „darf“ zum ranghöheren Polizisten ins alte Polizeifahrzeug sitzen. Während einer halben Stunde sehe ich die Beiden diskutieren, mit den Armen deuten, lachen!? Dann kommt Robi zurück und erklärt mir die Lage. Wir hätten im Dorf ein Stopp Schild beim Bahnübergang übersehen. Sie machten gar eine Videoaufnahme vom gri-gri. Der Polizist will noch einen Alkoholtest machen und verlangte eine riesige Summe für alle angeblichen Vergehen. Robi meint, nein, er werde nicht ins Röhrchen pusten (gemäss Reiseempfehlungen nie darauf eingehen, es werde immer anzeigen), wenn schon gehen wir ins Spital  und machen eine Blutuntersuchung. In der Ukraine darf die Polizei kein Geld entgegen nehmen, sie müssen einen Bericht für den Richter schreiben, der dann die Busse festlegt. Darum fordert Robi den Polizisten mehrmals auf solle den Bericht für das Vergehen schreiben. Das wollte nun der Polizist aber sicher nicht. Zum Schluss entrichten wir einen kleinen Obulus (ohne Beleg) an die Beiden und dürfen weiterfahren.
Die Aktion der Polizisten erscheint uns sehr professionell und wir sehen auch warum. Am Sonntag kommen in dieser Gegend viele Slowaken und Ungarn zum Einkaufen in die Ukraine. Da lohnt sich natürlich diese „Abzock-Falle“!
Sonst fahren die Ukrainer wie die Irren, schlingern und rasen im Eiltempo über die löchrigen Strassen, überholen mit Vorliebe vor einer unübersichtlichen Kuppe oder Kurve und scheren sich um keine Verkehrsregeln. Aber den Stopp vor dem Bahnübergang, meist dort angebracht, wo man den Zug sicher nicht sehen kann, diesen Stopp machen alle!!


Im Südwesten der Ukraine sehen wir enorm viele neue und im Bau befindliche Kirchen, in manchen Dörfern gleich mehrere. Die farbig bemalten und mit goldenen Türmen versehenen Gotteshäuser stehen im starken Kontrast zu den sehr bescheidenen Behausungen und den heruntergekommenen Wohnblocks.  Dazu stehen alle paar hundert Meter ein geschmücktes Kreuz, eine Marienstatue oder eine Miniaturkirche am Strassenrand. Jung und alt stoppen jeweils, entrichten manchmal eine Spende, beten kurz und fahren weiter.
Selbst unser Taxichauffeur hat auf der rasanten Rückfahrt von Lviv zum Camping  schnell zur  Seite auf die Jungfrau geschaut und sich bekreuzigt, dann ging es  in wildem Tempo weiter... Vor der Fahrt, als wir die Sicherheitsgurten anlegen wollten, hat er uns erklärt: „Das braucht man nicht in der Ukraine“
Ob das sich bekreuzigen den Sicherheitsgurt wohl ersetzen kann?








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