„First a baguuuda, than“....
Das ist Kyaw’s Antwort auf unsere Frage, was wir heute unternehmen.
Dabei zieht er den Vokal genüsslich in die Länge, als ob er sich schon darauf
freuen würde. Dieses „baguuuda“ klingt noch immer in unseren Ohren.
Ja, Pagoden und Buddhas, das ist ein fester und wichtiger
Bestandteil im Alltag der Myanmara. Tief sitzt der Glaube, auch unsere
Begleiter knien ehrfurchtsvoll vor den unzähligen Statuen und Schreinen.
Die Geschichte der Shwedagon Pagode zeigt dies deutlich.
Auf seiner Reise in sieben Himmelsrichtungen um 600BC traf
der erleuchtete Buddha auf Taphussa und Ballika, zwei Händler. Sie brachten
Buddha Almosen, Essen und Trinken. Als Dank schenkte Buddha den Beiden
Haarlocken von seinem Haupte.
Unverzüglich kehrten die Händler in ihre Heimat zurück, wo
sie mit Hilfe des Königs Okkalapa für die Haare einen Schrein errichteten und
darüber eine prächtige Pagode bauten. Während Jahrhunderten wurde die Pagode
erweitert, erhöht, Verzierungen angebracht, bis sie in ihrer heutigen Form
dasteht.
Knapp 100 Meter ragt sie in die Höhe. Die Spitze besteht aus
einer Kugel mit 4351 Diamanten besetzt, die Flagge darunter kragt 130cm aus und
wiegt 419 Kilos.
Der goldene Regenschirm ist 13 Meter hoch und hat einen
Umfang von 5 Metern. 500Kilogramm Gold wurden verarbeitet mit 83'850
Edelsteinen verziert, 4016 goldene Glocken hängen am Schirm und der Schirm
wiegt stattliche 5 Tonnen! Es heißt, für die Shwedagon Pagode wurde mehr Gold verbraucht, als man in Fort Knox oder der Bank of England finden könne.
Rund um die Pagoda sind unterschiedliche Buddha Statuen
angeordnet. Alle wurden im Laufe der Jahrhunderte von verschiedenen Königen
gestiftet und sind aus kostbaren Materialien wie Gold, Silber, Kupfer, Eisen,
Blei gefertigt und mit Edelsteinen verziert; einer ist gar aus einem Stück Jade
geschnitzt und wiegt 320 Kilos. Sie alle verheissen dem Betenden die Erfüllung
seiner Wünsche. Grosse Menschenansammlungen knien vor den Statuen und verraten den Buddhas ihre
geheimen Wünsche.
Um dem Glück noch besser auf die Sprünge zu helfen, kleben
die Männer (nur diesen ist das erlaubt) den Buddha- Statuen dünne Goldplättchen
auf. Dadurch haben einige Buddhas ganz unförmige, dicke, goldene Beine!
Wir besuchen auch den Kakku Pagoden Komplex in der Nähe des
Inle Sees. Um eine grosse, weisse Stupa sind rund 2500 kleinere Stupas
angeordnet, alle reich verziert und mit dem Schutzschirm versehen. Daran
angebracht sind viele Glocken, die im Wind eine wunderbare Musik machen! Kyaw
erklärt uns, dass die Stupas aus vielen verschiedenen Epochen stammen, immer
wieder hat ein Reicher gesponsert und sich eine neue bauen lassen, damit er im
nächsten Leben „Pluspunkte“ erhält. Im Jahr 2002 haben die Chinesen eine grosse
Spende geleistet und eine Tempelanlage um die Hauptstupa bauen lassen. Bei
vielen Pagoden sind Tafeln aufgestellt, worauf der Name des Spenders steht, der
die Renovation bezahlt hat. (Dies gibt bestimmt auch „Pluspunkte“ im nächsten
Leben.)
Langsam spazieren wir zwischen den Reihen der Pagoden durch,
das Geläut der vielen Glöckchen im Ohr.
Eine Parkanlage für einen Riesen! So sieht Bagan am frühen
Morgen um 6.30 Uhr aus. Weit verstreut liegen die tausenden von Pagoden, die
auch hier während Jahrhunderten von den jeweiligen Herrschern errichtet worden
sind, in der Ebene. Die grösseren ragen über die Baumkronen hinaus, von den
kleineren sehen wir nur die Spitze. In der Ferne glitzert der Irawadi Fluss,
der hier breit und in grossen Schleifen durchfliesst. In den 90er Jahren wollte
sich der amtierende Armee Chef ein Denkmal setzen. Er importierte von Afrika
Akazien Samen und hat diese mit einem Flugzeug über Bagan verstreut. Nun gibt
es hier zwischen den Pagoden afrikanische Akazien, die mit ihrem frischen Grün
Farbe in die Landschaft bringen.
In einem Wald versteckt entdecken wir die 1000 Buddhas. Alle
sitzen in Reihen unter ihren Schutzschirmen. Neben jedem Buddha ist ein Baum
gepflanzt worden. Darum sitzen sie inzwischen in einem Wald; eine schöne Installation! Ich stelle mich
mitten unter sie und drehe mich um meine eigene Achse. Ringsherum sitzen die
Buddhas, alle schauen in die gleiche Richtung.
In Mandalay sehen wir uns das grösste Buch der Welt an. Die
Buchseiten sind riesige Steinstelen. Für jede Stele, die beidseitig beschriftet
ist, wurde eine Pagode zu ihrem Schutz errichtet. Darin ist in ihrer hübschen
Schrift die erste Gesetzgebung der Region eingemeisselt. 729 solcher Pagoden
gibt es, also sind es 1458 Seiten, die das damalige Zusammenleben regelten!
Leider können wir weder im Buch lesen, noch die „Seiten“ umblättern, doch die
Grösse, die raffinierte Anordnung der Anlage ist sehr ausgewogen und wird mit
Baumalleen unterbrochen, die zum Verweilen einladen.
Während unserer Reise sehen wir häufig Buddha Statuen in
Bau. Eine grösser, prächtiger, goldiger, wie die andere! Ein rechter Kontrast
zu den einfachen Häusern der Bevölkerung. Wer bezahlt diesen Prunk? Wir
erhalten die Antwort, dass alles aus Spenden finanziert wird. Am Strassenrand
stehen oft Kinder oder junge Erwachsene mit Silbergefässen, die Spenden für den
Buddha erbitten. Es gibt bestimmt vermögende Spender, die sich damit einen besseren
Start im nächsten Leben erkaufen wollen, doch der Grossteil des Geldes wird der
einfachen Bevölkerung aus der Tasche gezogen!
Auf der anderen Seite finden dadurch sehr viele Leute ihr
Auskommen. Die Steinmetze, die Bauarbeiter, die Künstler, Maler, Goldplättchen
Hersteller, bis hin zu den Blumenverkäufern, den Souvenirhändlern, alle leben
vom „Kult“ rund um die Pagoden und Buddhas.
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auf dem Weg zu Buddha |
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der liegende, ca. 30 Meter lange Buddha mit
den besonderen Füssen |
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sie liegt unter dem Buddha |
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einer der vielen Buddha Statuen
in der Shwedagon Pagode |
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eine Besonderheit, erinnert uns an die
Verehrung Mutter Gottes |
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blumengeschmückt |
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vor dem Tempel |
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